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Syntropische Landwirtschaft – die Agrarwende von unten

Ein bisschen ist es wie Gott spielen: Prozesse, die natürlicherweise vielleicht 1000 oder mehr Jahre brauchen würden, können so im laufenden landwirtschaftlichen Betrieb in wenigen Jahren oder Jahrzehnten herbeigeführt werden. Die Rede ist von der Wiederherstellung natürlicher Ökosysteme durch Menschenhand. Das Ganze nennt sich syntropische Landwirtschaft oder -Agroforstwirtschaft – aus dem altgriechischen „syn“ für gemeinsam und „trepein“ für wenden. Wie die selbstbestimmte Agrarwende funktioniert, was die Vor- und Nachteile sind und welche Ressourcen beim Testen und Umstellen unterstützen, lesen Sie in diesem Artikel.

Was ist Syntropische Landwirtschaft

Eine besonders intensive Form der Agroforstwirtschaft, bei der der Aufbau eines optimalen natürlichen Ökosystems wie das der natürlichen Urwälder nachgeahmt wird. Es werden verschiedene Nutzkulturen und heimische Pflanzen dicht zusammen gepflanzt. Wichtig ist dabei, Grundlagen der Pflanzensoziologie, Bodenbiologie und unterstützender Faktoren, wie Mykorrhiza und anderer Biostimulanzien, zu kennen.

Mit oder ohne Tiere

Während die klassische Agroforstwirtschaft häufig mit Nutztieren kombiniert wird, zum einen die Fläche mehrfach zu nutzen, zum anderen für Direktdüngung und Bodenbearbeitung durch die Tiere, basiert die Syntropische Landwirtschaft rein auf den kleinstmöglichen Kreisläufen der Anbaufläche selbst.

Das heißt: Die Bäume werden regelmäßig geästet, Sträucher beschnitten, Gräser gemäht und Ernterückstände genutzt. Alles zusammen dient als Mulch und organischer Dünger, verhindert  Bodenverluste durch Hitze, Wind oder Starkregen, verbessert die Mikrobenaktivität, reguliert die Beikräuter und führt konstant Nährstoffe zurück in den Boden. Durch die dauerhafte Durchwurzelung speichert der Boden immer mehr CO2 und es entsteht eine luftige Krümelstruktur im Boden, die die Wasserhaltefähigkeit maximiert.

Wer hat es entdeckt

Entwickelt oder vielmehr beobachtet wurde das System von Ernst Götsch, einem Landwirt aus der Schweiz, der nun seit 40 Jahren in Brasilien lebt und dort das System ebenso erfolgreich anwendet – mit den dort heimischen Pflanzen. „Grundlage ist die Idee, dass sich Flächen durch Nutzung erholen. Das Leben ist von Natur aus syntropisch, und unsere Agrarsysteme sollten seine vielschichtigen Charakteristika widerspiegeln“, sagt er.

Wo wird es angewandt

Das Prinzip findet überall auf der Welt natürlicherweise statt, wird aber unter anderem durch die Arbeit von Götsch weltweit aktiv wiedereingeführt in die intensive Landwirtschaft. In Costa Rica, New Mexico, Griechenland, Brasilien, Portugal, Deutschland und selbstredend in der Schweiz können die Folgen konventioneller Landwirtschaft und Missbewirtschaftung mit aktivem Humusaufbau durch Syntropische Agroforstwirtschaft umgekehrt werden und gleichzeitig schon nach wenigen Jahren große Erträge generiert werden. Es entstehen immer mehr syntropische Betriebe – oder solche, die erste Schritte in diese Richtung gehen.

Es überschneidet sich in manchen Teilen mit anderen Bereichen der nachhaltigen Landwirtschaft wie der biointensiven Landwirtschaft, geht aber weiter als diese.

Was sind die Vorteile

Werden mehrere sich gegenseitig unterstützende Kulturpflanzen dicht beieinander gepflanzt, so ist folglich mehr Ertrag pro Hektar zu erwarten. Darüber hinaus sind die Pflanzen wesentlich robuster, nicht nur durch das bessere Setting (natürlichere Licht-, Boden- und Wasserbedingungen), sondern sie bieten auch weniger Angriffsfläche für spezialisierte Schädlinge. Der kontinuierliche Humusaufbau sichert langfristige Fruchtbarkeit und trägt zur Klimastabiliserung durch massive Speicherung von CO2 im Boden bei. Langfristig gesehen ist die S

Syntropische Landwirtschaft wesentlich günstiger als konventionelle oder biologische Bewirtschaftung, da keine Betriebsmittel eingesetzt werden, Irrigation unnötig wird und sich das System weitgehend selbst trägt. Darüber hinaus ist kein großer Fuhrpark an Maschinen notwendig.

Was sind die Nachteile

Die Umstellung ist lernintensiv. Viele Probleme werden anders gelöst als üblich, so werden zum Beispiel Schädlinge als Marker für ungünstige Wachstumsbedingungen gesehen. Ein Befall wird ausgewertet und direkt an der Wurzel behandelt – die Pflanzengemeinschaft wird optimiert, der Boden gestärkt, die Bearbeitung angepasst. Eine schnelle Hilfe mit Pflanzenschutzmitteln ist nicht üblich.

Manche Syntropische Betriebe wirken unübersichtlich und gewohnte Anblicke werden vermisst. Wer Wert auf einen ordentlichen Eindruck legt, betreibt den zusätzlichen Aufwand und legt eine gehäckselte Mulchschicht an

Zu Anfang winkt nach der Implementierung der Agroforst-Bereiche eine Umstellung sowohl in der Arbeitspraxis als auch bei der Ernte. Die meisten Landmaschinen, die auf dem Betrieb bereits vorhanden sind, funktionieren nicht besonders gut in der Syntropischen Agroforstwirtschaft. Das wirft einige Fragen auf.

Ein Fall für Maschinenringe

Die Firma RhenusTEK aus der Schweiz hat dafür die erste von acht Permakultur-Landmaschinen auf den Markt gebracht, die besonders für die Anlage von Agroforstsystemen und schmalen Saatbeeten für den syntropischen Gemüseanbau geeignet ist – den Tree Line Preparer. Bei der Nutzung fällt 25 % der Energie und 50 % der Zeit an gegenüber herkömmlicher Maschinen. Der leichtgewichtige Mix aus Grubber und Bodenfräse legt 80 cm breite, wannenförmige Beete an, die in der Mitte tiefer sind als an den Seiten. In der Tiefe wird die Erde nur grob belüftet, an der Oberfläche aber sehr feinkrümelig und pflanzfertig vorbereitet.

Ernst Götsch hat bislang eine Reihe von acht Maschinen zur Bodenbearbeitung entwickelt – zum Säen, Schneiden, Mulchen und Ernten. "Peace Farming Technologies" ist der Name, den er für diese Serie gewählt hat. Bis diese fertig sind, muss aber für die Einführung Syntropischer Landwirtschaft auf dem eigenen Betrieb noch improvisiert werden.

Wie funktioniert die Umstellung

Innovative deutsche Landwirte wie Benedikt Bösel legen auf ihrem Betrieb Testflächen an, beginnen mit Zwischenschritten wie Baum- und Strauchhecken oder Dauerbegrünung. Auf seiner Webseite und in den Sozialen Medien gibt er Einblicke.

Ernst Götsch hat einige Vorträge über seine Forschung zu Syntropischen Agroforsten online gestellt und es finden gelegentlich live Workshops statt – alle Informationen dazu gibt es hier.

Wem das nicht reicht, der kann sich in der Climate Farmers Community mit anderen Farmern austauschen, die ebenfalls neue Schritte gehen wollen – Bösel ist einer von ihnen. Am besten gelingt die Umstellung mit einem Mentor, der Syntropische Landwirtschaft bereits erfolgreich in einer ähnlichen Klimazone umsetzt.

Landwirt Adam Kahane aus Neuseeland hat eine praktische Datenbank zum Einstieg zusammengestellt. Dort finden sich Lehrer, Online-Kurse, Beispielfarmen, Datenbanken für Pflanzengesellschaften, Online-Handbücher für den Start, Zeichnungen, Videos und Foren, die auf Syntropische Landwirtschaft spezialisiert sind. Auf jeden Fall einen Besuch wert.

Die 3 Säulen der Syntropischen Agroforstwirtschaft

  1. Komplexe Pflanzengesellschaften: Die Auswahl der Pionierpflanzen und Folgepflanzengesellschaften erfolgt auf Basis erfolgreicher heimischer Pflanzengemeinschaften und dazu passender, sich gegenseitig unterstützender Kulturpflanzen. In der Syntropischen Landwirtschaft wird ein Schwerpunkt auf mehrjährige Pflanzen gelegt, die weniger arbeitsintensiv sind und eine dauerhafte Bodendurchwurzelung ermöglichen. Doch auch einjährige Kulturen sind ein wichtiger Bestandteil. 

    Baumstreifen können beispielsweise aus Edel- und Energieholz sowie Nuss- und Fruchtbäumen verschiedener Höhe bestehen. Dazwischen sitzen mehrjährige Sträucher und Stauden, der Boden wird mit einjährigen Stauden, Früchten und Gemüse bepflanzt. Sobald geerntet wird, kommt in sinnvoller Reihenfolge die nächste Kultur, Zwischenfrüchte oder Bodendecker in die Erde – es gibt in dem Sinne kein Brachliegen. Der Boden bleibt niemals unbedeckt – schon bei der Ernte bleiben alle Überreste der Kulturpflanzen liegen, am Stück oder gehäckselt.
  2. Anthropogene Sukzession: Robuste Pionierpflanzen, die Mangelböden oder gar Grenzstandorte besiedeln können, werden nach einer Weile durch immer anspruchsvollere und höherwertige Kulturpflanzen- oder pflanzengemeinschaften ersetzt – wie es auch bei natürlicher Sukzession beispielsweise auf einer Brachfläche ablaufen würde – nur eben über hunderte von Jahren. Durch den aktiven Humusaufbau und das Management der Nährstoffkreisläufe kann diese Abfolge so stark beschleunigt werden, dass innerhalb weniger Jahre bis Jahrzehnte auf Ödland wieder Biotope entstehen können.
  3. Beschnitt und Wachstumsimpulse: Ein Hauptbestandteil in der Syntropischen Landwirtschaft ist die Biomasse-Produktion für das überdurchschnittliche Mulchen. Der Beschnitt der begleitenden Biomasse-Pflanzen, der Gehölze und Gräser sowie das Aufbringen von Spreu und Ernteresten stellen auch in schmalen Agroforststreifen waldähnliche Bodenbedingungen her und sind eine effiziente Methode, um Bodenleben und Humusakkumulation anzuregen. Gleichzeitig werden Wachstumsimpulse ausgelöst und über die Wurzeln in den Boden abgegeben. So wird nicht nur die beschnittene Pflanze hormonell angeregt, sondern auch die umliegenden.

Ein echter Tausensassa

Wir kennen das Prinzip der anthropogenen Sukzession von Mischwald-Aufforstungen, doch im Fall der Syntropischen Agroforstwirtschaft zahlt sich die Methode zeitnah aus und belohnt den Aufwand mit stabilen Kultur-Ökosystemen und vielfältiger Monetarisierung. Ein einzelnes Feld kann dann Holz, Fasern, Honig, Nüsse, Zierpflanzen und Blumen, Obst und Gemüse abwerfen – über vier Jahreszeiten verteilt. Durch die langfristige Planung und künstliche Sukzession kommen jedes Jahr  weitere oder bessere Einkommensquellen hinzu.

Werden Tiere in das System integriert, können Fleisch, Leder, Wolle, Milch oder Eier dazukommen. Da lichte Waldstreifen oder halboffene Wälder das stärkste Wachstum verzeichnen, ist Tierhaltung in den Zwischenreihen (wechselweise mit Getreideanbau) einfach zu integrieren, zum Beispiel im Kurzumtrieb. Die klassische Streuobstwiese kann ebenfalls syntropisch genutzt werden. Kreisförmige Mini-Biotope rund um die Obstbäume können ebenfalls mit ein bisschen Köpfchen in die Tierhaltung integriert werden.

Fazit

Festzuhalten ist, dass es zwar möglich ist, Syntropische Landwirtschaft im ganz großen Stil zu betreiben, die Methode aber noch am meisten für kleine Betriebe lohnt, die aktuell unter harten Bedingungen wie Mangelböden oder Extremklima wirtschaften. Doch auch große Betriebe wie Gut&Bösel können einen Teil des Landes syntropisch bewirtschaften. Und spätestens, wenn alle acht von Götschs Landmaschinen auf dem Markt sind, kann die Syntropie überall Einzug halten.

Bis dahin sind wir gerne mit unseren Huminstoffprodukten für alle da, die in konventioneller, integrierter, biologischer oder nachhaltiger Landwirtschaft Humus aufbauen, Klima schützen, Betriebsmittel einsparen oder einfach bessere Pflanzen ernten möchten.

Was denken Sie über das System? Interessant oder unrealistisch?
 

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Humintech ist ein Biotechunternehmen mit Sitz in Grevenbroich. Unser Fokus liegt auf der Erforschung, Entwicklung und industriellen Produktion von 
Huminstoffen und Huminsäuren für den Landwirtschaftssektor. Unsere Produkte finden außerdem Verwendung in Pharma, Bauindustrie und bei ökologischen Anwendungen wie etwa der Wasserreinigung und Bodensanierung.

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