Fulvosäuren bewahren die Gesundheit im Aquarium

Glasklares, ungetrübtes Wasser im Aquarium – was auf den ersten Blick erstrebenswert klingt, ist eben nicht die Idealbedingung für schillernde Fische und üppige Scapes. Längst hat sich unter Aquarianern herumgesprochen, dass der Einsatz von Fulvosäuren im Wasser die Fisch- und Pflanzengesundheit fördert. Diese trüben das Wasser zwar geringfügig, doch beugen als Wasserzusatz Krankheiten vor, stärken das Immunsystem der Wasserlebewesen und regen sogar zum Ablaichen an. Doch was sind Fulvosäuren? Wo kommen sie her und welche Wirkung haben sie auf Ihre Aquariumsbewohner?
Ohne Huminstoffe kein Wasserleben
Fulvosäuren gehören zur Gruppe der Huminstoffe. Die hochmolekularen Huminstoffe entstehen im Prozess der Humifizierung – also durch die Zersetzung organischen, überwiegend pflanzlichen Materials. Huminstoffe und Fulvosäuren sind reichlich in sämtlichen Gewässern der Welt enthalten. Besonders hohe Konzentrationen findet man in den Schwarzwasserflüssen des Amazonasgebiets. Gerade dort spielen sie eine wichtige Rolle: Der pH-Wert der Schwarzflüsse liegt bei nur 3 oder 4 und die Mineralstoffarmut ist enorm – keine gute Grundlage für tierisches Leben. Nur der Anwesenheit von Huminstoffen ist es zu verdanken, dass die geringen Mengen an Nährelementen in komplexierter Form vorliegen, die effektiver von Pflanzen und Tieren aufgenommen werden können.
Fulvosäuren sind in der Natur allgegenwärtig
Huminstoffe – und damit auch Fulvosäuren – kommen in sämtlichen Ökosystemen der Welt vor. In den meisten Binnengewässern liegt das Verhältnis von Huminstoffen zu Organismen bei 10:1 – im Meerwasser gar bei 100:1. Die Vermutung liegt also nahe, dass Fische und Wasserpflanzen an die Gegenwart der Huminstoffe und Fulvosäuren gewöhnt sind – ja, dass sie diese sogar benötigen, um optimal zu gedeihen. Vor allem für Tiere aus Schwarzwasserhabitaten sind sie tatsächlich überlebenswichtig.
Wohldosierter Stress als Motor der Evolution
Der Gewässerökologe Dr. Christian Steinberg forscht seit Jahren im Bereich der Stressökologie zur Wirkung von Fulvosäuren in Gewässern. Seinen Erkenntnissen zufolge üben die Fulvosäuren einen leichten chemischen Dauerstress auf die Organismen aus, der ähnlich wie eine Impfung wirkt. Dadurch ergeben sich multiple Stressresistenzen bei den Tieren, die unter anderem lebensverlängernd wirken können – sie werden resilienter gegenüber störenden Umwelteinflüssen und potenziellen Krankheitsursachen.
Steinberg und sein Team an der Humboldt-Universität zu Berlin beobachteten darüber hinaus, dass Fische und andere Aquarienbewohner farbenfroher leuchten, mehr Nachkommen zeugen, insgesamt gesünder sind und schneller von Beschwerden wie der Flossenfäule oder der Weißpünktchenkrankheit (Ichthyophthiriose) genesen.
Fulvosäuren – Alleskönner für Wasser, Pflanzen und Tiere
Auch auf das Wasser selbst hat der Einsatz von Huminstoffen im Allgemeinen und von Fulvosäuren im Speziellen einen positiven Effekt. Sie wirken als natürlicher pH-Puffer und verhindern so zum Beispiel eine pH-Wert-bedingte Verschiebung des Stoffgleichgewichts bei niedriger Karbonathärte (KH).
Die Pflanzen im Aquarium profitieren von den komplexbildendenEigenschaften der Fulvosäure als natürliche Liganden:Sie bindet und immobilisiert Schwermetalle, während sie gleichzeitig die Verfügbarkeit wichtiger Nährelemente wie Eisen erhöht. Auch Stickstoff und Phosphor können dadurch besser von den Pflanzen aufgenommen werden.
Fulvosäuren in der professionellen Fischzucht und Aquaristik
In der industriellen Fischzucht greifen Züchter oft zu fulvosäurenbasierten Zusätzen oder, wie Steinberg berichtet, zu huminstoffbasierten Produkten aus dem Tierfutterbereich. Besonders attraktiv sind solche Mittel für die Prävention und Behandlung sekundärer Infektionen, da die Auswahl der erlaubten Pharmazeutika in der Aquakultur stark eingeschränkt ist. Der Mangel an therapeutischen und antiparasitären Substanzen hat eine große Nachfrage nach ökologischen und natürlichen Alternativen in der Aquakultur und Fischzucht geweckt. Fulvosäuren sind eine mögliche Antwort.